Diese Seite drucken

Buchempfehlung

 

Die vierte Auflage unseres Promotionsratgebers ist im September 2019 erschienen und Sie können an dieser Stelle das Vorwort und die Einleitung anschauen:

Vorwort

 

Sie wollen promovieren? Sie wissen nicht, was auf Sie zu­kommt? Wir sagen es Ihnen!

Im Gegensatz zu anderen Ratgebern gehen wir nicht davon aus, dass sich alle Promotionswilligen gleichen. Im Gegenteil! Gerade heute gibt es in dieser Zielgruppe ganz unterschiedliche Motivationsgründe und Ausgangssituationen und Wege, die sich auf den Promotionsverlauf entscheidend auswirken.

Deshalb haben wir uns die verschiedenen Arbeits- und Lebens­bedin­gun­gen von Promotionswilligen vor Augen geführt und versucht, die wesentlichen Profile einzelner Gruppen auszuma­chen. Wir gehen davon aus, dass auch Sie sich in mindestens ei­ner dieser Gruppen wiederfinden, und wollen Ihnen durch auf Sie zugeschnittene Hinweise, Tipps und Tricks den Weg zum Ziel er­leichtern: den erfolgreichen Abschluss Ihrer Promotion!

 

Warum dieser Ratgeber heute wichtiger ist denn je

 

Wir freuen uns sehr, dass unser Ratgeber so häufig nachgefragt wurde, dass wir nunmehr die vierte Auflage präsentieren können. Obwohl wir die grundlegende Struktur der  vorhergehenden Auflagen beibehalten haben,  gab es erneut Veränderungsbedarf: Jenseits der traditionellen Dissertation in Form einer Monographie wird verstärkt die Möglichkeit wahrgenommen, kumulativ, also publikationsorientiert zu promovieren. Diese Möglichkeit wird zwar noch nicht an allen Universitäten und in allen Fachbereichen angeboten, aber der Trend dazu ist nicht mehr zu übersehen. Zudem hat sich neben der traditionellen Promotion auch ein neuer Weg immer stärker etabliert: Die strukturierte Promotion, die in unterschiedlichen Formen angeboten wird. Ob in Form von universitären Promotionsstudiengängen, in Form von Graduiertenkollegs, als Graduiertenschulen oder in seltenen Fällen auch als PhD Tracks bietet diese neue Promotionsform zahlreiche flankierende Maßnahmen an, die die Abschlussquoten erhöhen sollen.

Viele gute Gründe also, um in dieser neuerlichen vierten Auflage unseres Promotionsratgebers mit den notwendigen Informationen zu reagieren.

Es wird gleich zu Beginn des Buches dazu ein eigenes Überblickskapitel geben und zudem werden die jeweils relevanten Informationen in den nachfolgenden Einzelkapitel eingearbeitet, so dass Sie grundsätzliches und spezifisches Wissen zu den neuen Arten, Wegen und Formen der Promotionsoptionen in diesem Buch erhalten werden.

An der chronologischen Vorgehensweise der relevanten Wissensvermittlung auf dem Weg zu einer erfolgreichen Promotion wollen wir in der Folge nichts ändern; es hat sich bewährt, der Reihe nach vorzugehen, den „großen Berg“ in einzelne „kleine Teile“ zu zerlegen, damit die Machbarkeit des großen Projektes „Promovieren mit Plan“ gewährleistet werden kann.

Über die Vor- und Nachteile der digitalen Hilfsangebote auf dem Weg der Informationsbeschaffung haben wir uns viele Gedanken gemacht und plädieren weiterhin für das Primat des analogen klaren Denkens und zahlreicher weiterer analogen Fähigkeiten und Fertigkeiten auch und gerade in einer digitalisierten Welt, in der es manchmal scheint, als wären diese überflüssig geworden.

Es ist natürlich wunderbar, dass ich auf Knopfdruck eine Unmenge an Daten abrufen und mich zu jedem Thema weltweit austauschen kann, so dass ich in kürzester Zeit meinen Informationsstand erweitern kann. Aber die Masse der Informationen ist unstrukturiert mehr als hinderlich und führt nicht selten zu einem frühen Untergang von Projekt und Person. Das heißt: Alle Informationen dieser Welt nutzen nichts, wenn wir selbst nicht eine klare, eigenständige Fragestellung entwickeln, die mit den relevanten Lehrmeinungen aus dem jeweiligen wissenschaftlichen Fach abgestimmt wurde. Nur so lässt sich mit dem zur Verfügung stehenden Material zielgerichtet umgehen.

Demnach benötigen wir immer noch – und mehr denn je - analoge Fähigkeiten, um ein Promotionsprojekt erfolgreich zu realisieren: Wir müssen das Gespräch mit der Betreuungsperson meistern, etwas bei der Universitätsverwaltung nachfragen, den Austausch mit relevanten KollegeInnen suchen und nutzen, mit spezifischen Anforderungsleistungen wie Disziplin, Durchhaltefähigkeit oder unterschiedlichen Stressfaktoren umgehen, Bücher im Lesesaal der Bibliothek durchforsten und uns immer wieder selbst motivieren, weiter zu machen All diese Fähigkeiten sind essentiell und deshalb haben wir davon abgesehen, der ohnehin aussichtslosen Herausforderung nachzukommen, alle aktuellen Hard- und Software-Optionen im Projektverlauf aufzuzählen. Das wäre aufgrund der rasanten Entwicklung ohnehin sinnlos. Vielmehr geben wir in diesem Ratgeber Anregungen, welche analogen Fähigkeiten Ihnen dabei helfen können, die Informationsflut zu bändigen und Ihre Arbeit optimal anzupacken und zu bewältigen.

 Die Situation an den Universitäten hat sich aber auch strukturell verändert:

Sie sind verstärkt gezwungen, immer mehr Studierende in immer kürzerer Zeit in den Arbeitsmarkt einzuspeisen. Mit der Einführung und Umsetzung von Bachelor- und Masterstudiengängen sollten eigentlich hehre Ziele umgesetzt werden, etwa Internationalisierung, Verbesserung der Studienqualität, mehr Transparenz und Vergleichbarkeit der Abschlüsse, Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit, Modularisierung etc.[1] Faktisch handelt es sich dabei auch um die Schließung der anstehenden demographischen Lücke. Schon jetzt fehlen qualifizierte Nachwuchskräfte in allen wirtschaftlichen Sparten; für die Zukunft gilt es, immer schneller immer mehr junge Menschen auszubilden. Das bedeutet nicht nur Stress für die Studierenden und Promovierenden, sondern auch Druck auf die Universitäten, die Fakultäten und die Lehrstühle. Niemand hat mehr eine Atempause; neben mehr Lehr-, Prüfungs- und Korrekturanforderungen hat der Zuwachs an Verwaltungs- und Akquiseaufgaben das bisherige Arbeitspensum auf allen Ebenen massiv erhöht.

Diese massive Arbeitsverdichtung an den Universitäten und Lehrstühlen betrifft übrigens auch die Überarbeitung dieses Ratgebers ganz konkret: Randi Gunzenhäuser, die als Professorin an der Uni in Dortmund arbeitet, hat wegen Arbeitsüberlastung dieses Mal von einer Mitarbeit absehen müssen und kann erst bei der Endredaktion des Textes dabei sein.

Schnelligkeit und Effizienz bestimmen schon den Schulalltag. Überforderte Lehr- und Lernpersonen können kaum noch einen erfolgreichen Übergang an die Universitäten gewährleisten. Die Universität muss deshalb gravierende Kenntnislücken und massive Grammatik- und Rechtschreibdefizite auffangen und kann sich deshalb nur eingeschränkt ihrer eigentlichen Aufgabe widmen. Gleichzeitig sind die Lehrenden gezwungen, immer mehr Menschen so auszubilden, dass sie den Ansprüchen der Unternehmen an Belastbarkeit und Effizienz entsprechen. Kritikfähigkeit und Individualität sind angesichts des stärkeren Uniformisie­rungs­drucks immer weniger gefragt.

Dieser kurze Rückblick auf die bildungspolitische Entwicklung ist auch deshalb notwendig, weil sich für immer mehr Promovierende schmerzhaft die Kluft auftut zwischen Normierungserfahrung einerseits und außerordentlichen Forschungsanforde­run­gen andererseits, die nicht selten in dem Gefühl von Isolation und Verlorenheit mündet. Sie, die Promovierenden, sind nämlich nicht einfach zu schwach, um den Druck auszuhalten, sondern das, was Sie als Ihr privates Schicksal erleben, ist im höchsten Maß politisch.

In diesem Sinne sind auch die neuerlichen Entwicklungen im Promotionswesen zu sehen. Schnelligkeit und Effizienz sind auch hier die neuen Antriebskräfte: So geht es bei der Einführung strukturierter Promotionsangebote im Kern um eine Verkürzung der durchschnittlichen Erstellungszeiten von bisher 3,5-4,5 Jahre auf verbindlich vorgeschriebene und vorstrukturierte drei Jahre. Und bei der kumulativen Dissertationsoption geht es ebenfalls um einen schnelleren und effektiveren Output von Wissen in Form von Fachzeitschriftenartikel, die die Wissensproduktion und den universitären Platzierungs- und Karriereprozess beschleunigen sollen. In dieser Entwicklung stecken positive und negative Effekte:

Im Fall der strukturierten Promotionsangebote ist es natürlich gut, dass Sie den Promotionsprozess in enger Begleitung, klaren Zeitabsprachen und eindeutig vereinbarten Outputleistungen absolvieren, von akademischen Freiheitsspielräumen wird hingegen immer mehr abgesehen. In diesem System sind also die Promovierenden immer mehr „embedded“.

Und im Fall von kumulativen Promotionen sind die– auf den ersten Blick vorteilhaft erscheinenden – Punkte der kürzeren Projektlaufzeiten und der effektiveren universitären Platzierungsmöglichkeiten insofern trügerisch, als die hier eingebauten Gatekeeperfunktionen in Form der peer-review-Verfahren schwierige Hürden: sie provozieren thematische und inhaltliche Anpassungsleistungen an das entscheidende Fachexpertengremium und dauern wesentlich länger als gedacht, so dass die Promotionen, die auf diesem Weg entstehen genauso lange dauern, wie traditionelle Promotionen. In Kapitel 1 werden diese Themen noch ausführlich dargestellt, aber soviel sei an dieser Stelle schon einmal angemerkt, um die positiven und negativen Effekte im Blick zu haben und dem Rat zu folgen, die positiven zu nutzen und die negativen aktiv zu minimieren.

Das gilt für  all die unterschiedlichen Gruppen, die wir in unserem Ratgeber unterscheiden und die den Promotionsprozess  durchlaufen; sie sind bei aller Verschiedenheit in der gleichen misslichen Lage. Diesem Dilemma gilt es immer wieder die Stirn zu bieten, und an diesem Punkt setzen wir mit unserem Ratgeber an.

Wir können auch nicht umhin, uns zu den prominenten Plagiatsaffären zu äußern, die im Einzelnen sehr unterschiedlich zu bewerten sind. Im Allgemeinen gilt, was immer schon galt: Das geistige Eigentum anderer ist auszuweisen. Da jedoch das Plagiieren vor dem Hintergrund des Internets besonders leicht ist, weil ich nahezu jeden Text mittels copy and paste in meine eigene Arbeit einfügen kann, muss ich immer häufiger etwas belegen. Jeder ‚fremde‘ Text, ggf. auch ein einzelnes Wort – z.B. ein fachspezifischer Begriff – muss bereits im Manuskriptstadium mit Anführungszeichen versehen und ordentlich belegt werden, so dass ich nicht in Versuchung gerate, ihn später aus Versehen oder weil mir die Zeit zum Suchen einer Quelle fehlt, als mein geistiges Eigentum in meine Dissertation einfließen zu lassen. Wer eine Dissertation schreibt, sollte Respekt vor seiner und der Autorschaft anderer an den Tag legen. Schließlich produzieren auch Sie spätestens mit Ihrer Dissertation eine geistige Leistung, die als die Ihre anerkannt und im oben genannten Sinn auch gewürdigt werden soll.

Auch wenn Ihre Betreuungsperson ein Plagiat nicht gleich erkennt, können Sie sich nicht sicher fühlen. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass sich Ihre Arbeit auch nach der Veröffentlichung mit Hilfe von Plagiatssoftware jederzeit durchsuchen lässt. Wer heute noch plagiiert, dem ist nicht zu helfen.

In diesem Zusammenhang ist auch die Arbeit von Wissenschaftsberatungen ins Schlag­licht der Kritik geraten. Die Tatsache, dass wir in diesem Ratgeber Hilfestellung zum Gelingen einer Promotion leisten, ist offensichtlich keine „unzulässige Hilfe“ – jedenfalls wurden wir bisher noch nicht belangt. Alle unterschreiben ohne Argwohn die Bestätigung, dass sie selbstständig und ohne unzulässige Hilfe ihre Dissertation geschrieben haben. Aber was heißt das? Wenn es „unzulässige“ Hilfe gibt, was ist dann „zulässige“ Hilfe? Dazu gibt es keine konkreten Ausführungen, die aber dringend notwendig wären.

Während der institutionalisierte wissenschaftliche Austausch innerhalb der Universitäten, in Kolloquien, bei Tagungen und ähnlichen Veranstaltungen natürlich als zulässige Hilfe angesehen wird, gilt alles, was nicht durch eine Bildungsinstitution mit Promotionsrecht autorisiert ist, implizit als unzulässige Hilfestellung. Wenn wir in unserem Ratgeber kontinuierlich dazu auffordern, dass Sie sich für bestimmte Aufgaben Unterstützungsleistungen über den Markt holen, dann müssen wir Ihnen auch dazu raten, dass Sie sich dazu konkrete Auskünfte von Ihrer Universität explizit geben lassen. Auf die Beachtung dieser Unterscheidung – zwischen Betreuungsleistung durch die Universität und Betreuungsleistung über den Markt – muss immer wieder hingewiesen werden. Letztlich muss sich der Gesetzgeber gezwungen sehen, eine Definition der „zulässigen“ bzw. „unzulässigen“ Hilfe zu liefern.

Es gibt große Unterschiede im Hinblick auf Anforderungsprofil, Umfang und erlaubte Unterstützungsleistung zwischen einzelnen Fächern. So entspricht eine medizinische Promotion etwa so selten den in anderen Fachgebieten geltenden Bedingungen, dass der Wissenschaftsrat mittlerweile die Abschaffung dieses Doktortitels fordert.

Karrieretechnisch ist der MBA (Master of Business and Administration) vor allem in der freien Wirtschaft in einigen Fällen durchaus eine empfehlenswerte Alternative und einer Disserta­tion gleichgestellt, vor allem, wenn er an einer amerikanischen Universität erworben wurde. Das macht ihn allerdings meist teuer. In manchen – größeren – Wirtschafts- und Industriebetrieben gibt es die Möglichkeit, sich als Nachwuchsführungskraft für ein Jahr freistellen zu lassen, um einen weiterführenden Abschluss zu machen. Überprüfen Sie deshalb die in Deutschland angebotenen MBA-Abschlüsse daraufhin, ob sie auf Ihrem Arbeitsmarkt akzeptiert werden. Treffen Sie dann eine Entscheidung für oder gegen eine Dissertation.

Wenn Sie sich für eine Promotion entscheiden, dann überprüfen Sie sich, Ihre Situation, Ihre Motivation, Ihre Durchhaltefähigkeit im Vorfeld gut, denn Sie müssen für dieses Projekt einen langen Atem haben und die geschätzten (hierzu gibt es keine validen Zahlen) Erfolgsquoten sind mit 57-67 Prozent nicht sonderlich hoch.

Eine fast abgeschlossene Dissertation ist nämlich nicht nur keine Disser­tation, sondern unter Umständen nur Zeit-, Geld- und Energie­verlust. 

Beantworten Sie deshalb folgende Checkliste und prüfen Sie sich:

 Checkliste: Sind Sie promotionsbereit?

 1. Erwarten Sie in Ihrem Leben demnächst „turbulente Zeiten“, existenzielle Neuerungen oder Phasen des Umbruchs?

2. Ist Ihre Zeitplanung schon jetzt ausgereizt oder sind Sie in Ihrer Lebensführung bereits aktuell überfordert?

3. Steht Ihr engeres soziales Umfeld Ihren Promotionsplänen skeptisch oder ablehnend gegenüber?

4. Sind Sie sich selbst unsicher, ob Sie wirklich promovieren wollen?

5. Haben Sie Angst vor Veränderungen, Stresssituationen oder Lebensneue­rungen?

6. Neigen Sie dazu, in Stresssituationen mit Krankheiten zu reagieren?

 Erst wenn Sie möglichst alle Fragen mit „nein“ beantwortet ha­ben, stehen Ihrem Promotionsvorhaben keine größeren Hinder­nisse entgegen. Die Rahmen­bedingungen für einen zügigen Fort­schritt Ihrer Dissertation sind optimal.

 



[1] http://www.bmbf.de/de/3336.php [abgerufen am 24.9.2013].

 

 

 


Letzte Seite: Grundsätzliche Hinweise
Nächste Seite: Gliederung